Landwirtschaft in Schenkendorf und Krummensee
Weinanbau - Seidenraupenkultur - Fischerei

Mittelpunkt des bäuerlichen Lebens war natürlich der beschwerliche (man bedenke die Bodenqualität in der Streusandbüchse) Anbau herkömmlicher Produkte. Bemerkenswert sind die außergewöhnlichen Dinge: Wein und Seidenraupen. Die Abbildung rechts zeigt einen historischen Weinberg aus der Zeit Friedrich des Großen. Heute heißt eine neue Siedlung "Am Weinberg" (hier wohne ich seit 1995), und zahlreiche Maulbeerbäume sind noch Zeichen der Seidenraupenkulturen.
 
 
Weinanbau
1128 begab sich Bischof Otto von Bamberg auf den Ruf von Herzog Ratibor zum zweiten Male auf Missionreise nach Pommern. Im den zahlreichen Packwagen befanden sich auch Weinreben aus seiner fränkischen Heimat, um sie an geeigneten Stellen anzupflanzen. Die steilen, den ganzen Tag von der Sonne durchglühten Uferhänge des Krummen Sees schienen ihm besonders geeignet (Krummensee wurde gemäß Urkunde 1249 gegründet). Noch 1685 schreibt der kurfürstliche Kammerrat Brandt, dass der Krummenseer Wein überaus gut und süß ist und für das Beste im Land gehalten wird. Da der Bischof auf eine Pflege durch Weinbauern achtete, kann 1128 als Dorfgründung vermutet werden.
1575 wird Georg Meienburg als Weinmeister genannt. Der Weinberg war bis 1753 herrschaftlicher Besitz, unter anderem ist er im Ankauf von Länderein 1717 durch König Friedrich Wilhelm I. enthalten. Das der Weinanbau sehr ergiebig gewesen sein muss, zeigt die von Weinmeister Martin Hoffmann zu zahlende, ziemlich hohe Pacht von 100 Talern jährlich (1723). Der letzte Weinmeister war Julius Noack, der 1897 den Weinberg verkauft. Später entsteht hier ein Großgärtnereibetrieb, der sich allerdings nicht rentiert.
Seidenraupenkultur in Schenkendorf
Bereits unter der Regierung des 1. Preußenkönigs wird die Seidenraupenkultur in Schenkendorf im Großen betrieben. Aus dem Jahre 1715 liegt ein Bericht vor, dass für den Seidenbau ein eigenes Haus erichtet wurde. Es existierten auch zwei große Maulbeerplantagen, die den Raupen das Futter lieferten. Die Einrichtung wurde von der Königslichen Kammer zu Wusterhausen geschaffen und von ihr unterhalten. Aus der Rechnungslegung von 1731 geht hervor, dass in Schenkendorf regelmäßig täglich 8 Frauen zum Blätterpflücken beschäftigt waren. Sie erhielten je Tag zwei Groschen Lohn. Außerdem lieferten zusätzlich umliegende Dörfer Futter, u. a. der Gräbendorfer Pfarrer, der dafür von der Schenkendorfer Seidenfabrik eineinhalb Pfund Seide erhielt. Mit der Pflege der Seidenwürmer waren drei Personen beschäftigt, die zusammen monatlich 4 Taler erhielten. Die Leitung der Fabrik hatte der Franzose Joachim Negier, der zu seiner Unterstützung ein "französisches Frauenzimmer" mitgebracht hatte. Er selbst vergnügte sich meist in Berlin. Die Folge war, dass der Betrieb verlodderte. Da es an sachkundigen Ersatz fehlte, hörte die Schenkendorfer Seidenfabrikation 1738 auf.
Der König selbst hatte ein großes Interesse an der Erhaltung der Fabrikation. So ging eine Kainettsverfüung an das Amt Wusterhausen, so dass 1745 der Seidenbau wieder, allerdings von privater Hand, in Gang kommt. Monsieur Pascal de Frugiere, auch ein Franzose, pachtete die Schenkendorfer Maulbeerbäume. Die Seidenfabrik war verfallen. Daher verlegt er die Produktion nach Königs Wusterhausen. Der lange und strenge Winter 1739/40 hatte jedoch unter den Maulbeerbäumen in unserer Gegend großen Schaden angerichtet, so kommt die Produktion nicht wieder richtig in Gang.
Nach den schlesischen Kriegen richtete sich die Wirtschaftspolitik Friedrich des Großen auf eine möglichst große Rohstoffunabhängigkeit. An erster Stelle unter den Manufakturen stand dabei die Seidenraupenkultur, die in der Hauptsache in die Hände der Schullehrer gelegt wurde. Georg Wilhelm Berlin, Schneidergeselle, hatte von seinem Vater Wilhelm Georg (Dorfschullehrer in Schenkendorf) das Handwerkszeug dazu gelernt und richtete ein Gesuch an das Königlich-Prinzliche Rentamt in Königs Wusterhausen um Erbverschreibung geeigneter "Immobilien" für Anbau un Produktion. Er erhielt am 17. November 1783 positiven Bescheid. Bereits 1794 forderte der Erfolg des Seidenbaus eine Erweiterung. Infolge der billigen Lieferungen aus Asien schlief die Produktion später ein.
Kurz vor Beginn des 2. Weltkieges wurden in Schenkendorf erneut Maulbeerbäume angepflanzt. Zu einer Produktion ist es aber nicht mehr gekommen.